IFA 100, das Jubiläum im September 2024
IFA 2024, eine Mammutaufgabe für Leif-Erik Lindner und die IFA Management GmbH
Der neue Chef der IFA Management GmbH hatte Ende November zum traditionellen Kamingespräch in den Berliner Funkturm geladen. Der 147 Meter hohe Turm war 1926 die Attraktion zur Eröffnung der „3. Großen Funkausstellung“. Im kommenden Jahr wird diese Funkausstellung 100 Jahre alt und ist damit die traditionsreichste Veranstaltung für Radio, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hatte, und Fernsehen. Das erste Fernsehgerät der Welt wurde 1928 auf der Funkausstellung vorgestellt. Das ist zwar alles Geschichte, zeigt aber die Bedeutung dieser Messe und ihre einmalige Stellung.
In diesem Jahrhundert wurde die IFA zur international größten und bedeutendsten Messe für Consumer Electronics. Dann kam Corona, und drei Jahre gab es eigentlich keine IFA. Dazu kam dann noch die Auseinandersetzung zwischen der gfu als Rechteinhaber der IFA und der Messe Berlin als Veranstalter. Das Ergebnis ist bekannt: Zusammen mit dem britischen Event-Unternehmen Clarion gründete die gfu die IFA Management GmbH. Die Briten hatten die Messe in diesem Jahr ausgerichtet, und der verantwortliche Manager Oliver Merlin musste sehr viel Kritik einstecken.
Leif-Erik Lindner, der in der Branche bekannte ehemalige Samsung-Manager, soll jetzt die IFA 100 auf die Beine stellen. Eine Mammutaufgabe, denn die Analyse der IFA 2023 zeigte doch deutliche Schwachstellen. Die wohl größte Baustelle ist die Kommunikation. Weder im Vorfeld noch während und nach der IFA 2023 haben die Medien aufmerksamkeitsstark über die Messe berichtet. Die so wichtige Vorberichterstattung fand nicht statt, und während der Messe gab es nur vereinzelte Berichte, die sich aber meist kritisch mit der Veranstaltung auseinandersetzten.
In ihrem Resümee nennt die gfu zwar 3.585 internationale Medienvertreter und 46.800 Erwähnungen in den Medien. Klingt schön, aber leider fehlt es an Qualität, die wirklich relevanten Medien im Print- wie im TV-Bereich übten sich in Zurückhaltung.
Muss man die IFA neu erfinden?
Die Antwort dazu von Lindner ist nein, die IFA ist eine weltweit anerkannte und wichtige Hybrid-Messe. Hybrid deshalb, weil sie Endkonsumenten ebenso wie Industrie und Handel anspricht. Besucher der IFA 2023 waren zu 53 Prozent Endkunden, und zu 40 Prozent kamen sie aus dem B2B-Bereich. Ebenso interessant, 46 Prozent der Besucher stammten aus Deutschland, 54 Prozent aber international aus 138 Ländern. „Eine Messe mit einer solchen internationalen und nationalen Präsenz und Anerkennung muss man nicht neu erfinden, man muss aber an vielen Stellschrauben drehen, um sie an die aktuelle Entwicklung anzupassen“, so Lindner beim Kamingespräch.
Zurück zu den Wurzeln der IFA
Langjährige IFA-Besucher erinnern sich an große Events im Sommergarten und Lifeauftritte bei Ausstellern, Mobilfunkern oder Sendeanstalten. „Diese Ereignisse haben die Zuschauer auf das Messegelände gelockt“, so Lindner. Aber er weiß auch, das wird sich nicht wiederholen lassen. Aber im nächsten Jahr wird es an fünf Abenden Konzerte und Events im Sommergarten geben, die Verträge warten nur noch auf die Unterschriften. In welcher Form es dann Kombipreise für Messe und Veranstaltungen geben wird, ist noch in der Planung. Eine andere Kombipreis-Idee scheiterte dagegen. Die Idee, mit dem IFA-Ticket kostenlos mit der S-Bahn zur Messe. Doch die BVB, die Berliner Verkehrs Betriebe, wollten dafür den Normalpreis kassieren, das hätte jeglichen Kostenrahmen gesprengt.
Großbaustelle Kommunikation
Die Macher der IFA 2023 haben einen wichtigen Baustein im Messegeschäft völlig vernachlässigt, die Kommunikation der IFA 2023. Zwar gab es auf der Website der IFA einen Button Presse, doch selbst vier Tage vor Messestart war hier noch keine einzige Pressemeldung zu finden. Was aber sollen Medien veröffentlichen, wenn keinerlei Informationen verfügbar sind? Damit fiel die so wichtige Messe-Vorberichterstattung völlig aus.
Ausgefallen war schon die IFA Global Press-Conference, eine Veranstaltung früherer Jahre, bei der die internationale Presse auf die IFA eingestimmt wurde. Aus heutiger Sicht leider nicht mehr realisierbar, zu teuer, zu personalaufwändig und bei der Industrie nicht sonderlich beliebt. Stattgefunden hat dagegen mit dem IMB das Internationale Media Briefing, leider aber auch nur mit mäßigem Erfolg. Die wichtigen Marken der Consumer Electronics waren nicht vertreten, und die sonst übliche Produktpräsentation fiel völlig aus. Ob es für die IFA 100 wieder ein IMB gibt, ist derzeit noch im Findungsstadium, Ergebnis im Februar nächsten Jahres.
Der Handel plant mit
Kommunikation bedeutet auch das Gespräch mit dem Handel und seinen Kooperationen. Das hatte in diesem Jahr auch nicht so gut geklappt. Dazu hat sich die IFA Management GmbH einen absoluten Fachmann aus dem Handelsgeschäft quasi „ausgeliehen“.
Peter Zyprian ist als IFA-Beauftragter das Bindeglied zum Handel. Der Gesamtvertriebsleiter von expert wird für die Zeit bis zur IFA 100 die Messe-Erwartungen des Handels mit in die Planungen einbringen. Auf der anderen Seite soll er Händler und Kooperationen für den Besuch der IFA begeistern. Denn nur wenn die IFA 100 ein großer Erfolg wird, sind auch die weiteren IFA-Jahre gesichert.
100 Moments
Berlin soll wie in früheren Zeiten wieder zur IFA-Stadt werden. Als Höhepunkt sieht Lindner unter dem Motto 100 Moments Veranstaltungs-Highlights, die sehr erlebnisorientiert sind und die mit ihrer Kreativität Besucher und Teilnehmen IFA-inspirieren sollen. Neben einer Pop-up-Espressobar mit der Möglichkeit der Verkostung und Workshops soll es in der Stadt auch einen Pop-up Waschsalon geben, der sich am Abend in eine Bar verwandelt. Ein weiterer Magnetpunkt wird ein Pop-up-Laden sein, in dem die Besucher Spiele spielen können, um den Pop-up-Laden in der Horizont Worlds zu betreten. Eine unterhaltsame und immersive Art, die Technologie zu entdecken. Dieser Ort könnte auch für eine Ausstellung genutzt werden.
B2B oder B2C oder beides?
Noch ein Bonmot am Rande: Messemacher Oliver Merlin erkannte erst am vorletzten Tag der IFA 2023, dass neben Fachleuten auch Konsumenten Messebesucher waren. Die hatte er bei seiner Planung nicht im Fokus gehabt. Das wird bei der IFA 100 sicher nicht passieren.