Ce&TRADE DigitalMarkt Jan./Febr. 2023

18 CEplus-Infos im interaktiven CE-ePaper auf www.ce-trade.de 1-2/2023 MARKT AKTUELL lung im DACH-Markt. Hier schrumpfte der operative Gewinn auf nur noch 40 Millionen Euro im aktuell abgelaufenen Geschäftsjahr gegenüber 162 Millionen im Jahr 2020/21! Schlechtes Rating Eine solche Entwicklung schlägt sich natürlich auch im Rating nieder, denn Ceconomy ist ein börsennotiertes Un- ternehmen. So verlor die Aktie 2022 fast 57 Prozent und liegt im Januar bei gerade mal zwei Euro. Im Jahr 2000 waren es noch satte 25 Euro. Deshalb wertete die Rating-Agentur Moody’s die Kreditwürdigkeit von Ceconomy im letzten Quartal 2022 auf Ba3 ab. Ban- ker sprechen hier von der sogenannten Ramschklasse. Dem wollte Finanzchef Florian Wieser (er wechselt Ende Janu- ar zum Millionen-Makler Engels & Völ- kers) mit einem neuen Rating von Fitch begegnen, doch auch deren Analysten kamen nur zu einem BB-Rating, das be- deutet laut Fitch, „Probleme der Wirt- schaft würden höchstwahrscheinlich zu Ausfällen führen“. Klartext: Wenn sich die Gesamtwirtschaft weiterhin negativ entwickeln sollte, Ceconomy zahlungs- unfähig werden. Zwar droht laut Fitch kein akuter Zahlungsausfall, doch die Rating-Analysten gehen davon aus, dass sich die schwierige Lage Ceconomys in naher Zukunft so schnell nicht verbes- sern werde. Der Meinung sind auch die Börsianer, sie erwarten für 2023 einen Aktienkurs von nur 1,65 Euro. Radikales Sparen ist angesagt Wie ließe sich die Finanzlage des CE- Riesen verbessern? Ganz oben auf der Streichliste dürfte die Schließung un- rentabler Niederlassungen der 1.024 Geschäfte sein. Zumal gerade jetzt hohe Energiekosten jede Niederlassung deut- lich teurer machen. Doch das mit den Schließungen ist ein zweischneidiges Schwert: Da wären einmal sozialverträg- T rotz leicht gestiegenem Umsatz schmelzen die Gewinne von Ceco- nomy, dem Dachunternehmen von Me- diaMarkt und Saturn, wie ein Schneeball in der Sonne. Es war einmal ein tolles Konzept, welches sich MediaMarkt-Erfinder Erich Kellerhals (†) ausgedacht hatte. Die bei- den Märkte traten nach außen quasi als Konkurrenten auf, dieGewinne aber flos- sen in eine gemeinsame Kasse. Und die sprudelten; aber nur, bis Amazon sein In- ternet-Kaufhaus international und auch auf dem deutschen Markt etablierte. Es war ein schleichender Prozess, den man offenbar in Ingolstadt, der Firmenzen- trale von MediaMarkt und Saturn, nicht wahrnahm oder eine viel zu lange Zeit ignorierte. Da war dann auch der Zukauf des Online-Händlers Redcoon kein Ret- tungsanker mehr. Coolblue war zu teuer Im Mai 2022 kam das Gerücht auf, Ce- conomy wolle den niederländischen On- line-Konkurrenten Coolblue aufkaufen. Der ist in den Niederlanden Online äu- ßerst erfolgreich, betreibt zudem eigene Läden und hat sich jetzt mit zwei Läden in Düsseldorf und Essen auch bei uns in Szene gesetzt. Eine Übernahme wurde von Coolblue stets dementiert und hätte wohl zwischen 500 und 700 Millionen Euro gekostet. Geld, das Ceconomy nicht hat, den in den Kassen des Konzerns ist Geld Mangelware. Zwar stieg der Gesamtum- satz im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September 2022) um 400 Millionen Eu- ro auf 21,8 Milliarden Euro. Leider aber nicht im deutschsprachigen Raum. Das erklärt den niedrigen operativen Ge- winn. Im Bereich DACH stagnierte der Umsatz bei 12 Milliarden Euro. Kommen wir zumoperativenGewinn.Waren es für den Gesamtkonzern 2020/21 noch 326 Millionen Euro, so schrumpfte der im Geschäftsjahr 2021/22 auf 105Millionen Euro. Noch dramatischer die Entwick- Karsten Wild- berger: „Statt 80 Wasch- maschinen reichen in Zu- kunft auch 30 bis 40.“ 40.000 Artikel sollen auf 20.000 zu- sammengestri- chen werden. MediaMarkt – Saturn Aus zwei mach eins: Zwei Namen für das gleiche Programm liche, also kostspielige, Kündigungen und auch der Ausstieg aus langfristigen Miet- verträgen. Sortiment drastisch reduziert Schneller und sicher schon kurzfristig effektiv ist eine Reduzierung der Sorti- mente beider Marken. So will Konzern- chef Karsten Wildberger das Angebot von MediaMarkt und Saturn von bisher 40.000Artikel auf 20.000 zusammenstrei- chen. „Statt 80 Waschmaschinen rei- chen in Zukunft auch 30 bis 40 in einem Laden, die können wir dann auch besser präsentieren“, so Wildberger zur Ange- botsreduktion. Das spart Kosten, und es spart noch viel mehr, wenn beide Märkte das gleiche Sortiment anbieten. Zumal ein gemeinsamer Einkauf sich sicher po- sitiv auf die Rabattgestaltung auswirken wird. Ein weiterer Pluspunkt, ein kleines Angebot erfordert auch weniger Fläche. Das bedeutet kleinere Märkte, geringere Mieten und niedrigere Betriebskosten. „Wenn wir es richtig machen, verkaufen wir mehr und verbessern zugleich unsere Marge“, so Konzernchef Wildberger. Auf kleinerer Fläche will er zukünftig mehr Wert auf Präsentation und das Auspro- bieren der Produkte legen. Kommt dann auch fundierte Beratung hinzu, die in den vergangenen Jahren sträflich vernachläs- sigt wurde, könnte das den Abverkauf wieder beleben. Doch warum bei solch radikalen Veränderungen nicht gleich beide Märk- te unter einem Dach vereinen und ge- meinsam auftreten lassen? Das wäre ganz einfach aktuell zu teuer, denn Karsten Wildberger will oder muss bis 2024 die Kosten um 60 bis 80 Millionen Euro senken. Es bleibt also bei getrenntem Branding, aber gemeinsamem Sortiment und vereinheitlichtenWerbekampagnen sowie gleichgeschalteter Preisgestaltung. Das gleiche Gerät hat in beiden Märkten den gleichen Preis Doch bei der Preis- gestaltung kommt es aktuell bei Media- Markt schnell zu Irritationen. Florian Wieser: Der ausge- schiedene Finanzchef war von dem Urteil der Rating- Agenturen nicht sonder- lich begeistert.

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