Ce-Trade DigitalMarkt Mai 2020
11 CEplus-Infos im interaktiven CE-ePaper auf www.ce-trade.de VIDEO + TV 5/2020 Strategie statt blindemAktionismus W ochenlang geschlossene Geschäf- te, und laut GfK ist die Kauflaune der Deutschen auf einen Tiefstpunkt ge- sunken. Ein Jahr ohne Großereignisse, so gut wie kein Sport. Darüber sprachen wir mit Kai Hillebrandt, Managing Director DACH und NL. Wir wollten von ihm wissen, wie Kunden motiviert werden können und welche Probleme der Han- del zusammen mit Panasonic in diesen Zeiten bewältigen muss. IFA abgesagt, keine Fußball-EM. Mit welchen Maßnahmen und Aktionen will Panasonic die Kunden begeistern? Bei aller verständlichen Unsicherheit im Markt dürfen wir in dieser Situation nicht in blinden Aktionismus verfallen. Wenn wir anfangen, unsere Produkte und Dienstleistungen unter Wert anzu- bieten, setzen wir damit eine Spirale in Gang, die uns nachhaltig schaden wird. Wir setzen deshalb weiterhin auf den engen Austausch mit dem Handel, um eine mehrwertorientierte Beratung zu gewährleisten. Denn wenn man die Si- tuation genau betrachtet, gibt es durch- aus auch Chancen: Die Gründe, sich für einen neuen Fernseher zu interessieren, werden in diesem Jahr sicherlich andere sein, als üblich. Solange der Besuch von Kinos, Theatern, Konzerten und Live- Sport nicht möglich ist, erfüllt der Fern- seher alle dieseWünsche.Wir gehen des- halb davon aus, dass sich auch Kunden für hochwertige Modelle interessieren werden, denen der Fernseher sonst nicht ganz so wichtig wäre. Wie wird Panasonic den Handel bei seiner Kundenansprache unterstützen? Wir müssen andere Wege gehen als sonst. Normalerweise würden wir bereits jetzt auf unseren Mehrwerttagen im per- sönlichenAustausch die Besonderheiten unserer neuen Modelle besprechen. Das ist in der gewohnten Form in diesem Jahr nicht möglich. Stattdessen werden wir unseren Partnern im Handel Tutorials bereitstellen, Webinare abhalten und – das ist uns besonders wichtig – für das individuelle Gespräch telefonisch zur Verfügung stehen. Unsere Trainer, die sonst bei den Mehrwerttagen persönlich vor Ort gewesen wären, sind bereits seit Wochen dabei, im Rahmen der aktuel- lenMöglichkeiten eine optimale Lösung zu finden. Dazu gehört auch der direkte Austausch, zu dem wir alle Partner im Handel mit Gesprächsbedarf herzlich einladen. Wie groß wird der Einfluss einer abge- sagten IFA auf den Markt sein? Das ist schwer zu sagen. Die IFA ist ja nicht nur eine Messe, die vom Endkon- sumenten nach wie vor als Leuchtturm wahrgenommen wird, sie ist für uns auch ein sehr wichtiger Termin, um uns mit dem Handel über Produkte, Maßnah- men und Wünsche auszutauschen. Wie diese beiden Funktionen ersetzt werden können, wird sich zeigen. Andererseits: Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hätten wir die aktuelle Situation auch nicht einordnen können. Und dennoch funktioniert vieles den Umständen ent- sprechend gut: Wir stehen trotz allem in einem guten Austausch mit unseren Partnern und sind erleichtert, dass diese nun ihre Geschäfte wieder für Kunden öffnen dürfen. Wie werden sich die Preise entwickeln? Wird es Lieferengpässe geben? Das liegt zumindest ein Stück weit auch in der Hand des Handels. Wenn wir gemeinsam eine clevere Strategie ver- folgen und die Mehrwerte von Produkt und Dienstleistung vermitteln können, dann werden die Preise weitestgehend stabil bleiben. Wir sehen natürlich auch den Druck anderer Hersteller mit hohen Lagerkapazitäten. Dennoch werden wir dem beratenden Fachhandel nicht un- nötig dadurch schaden, die Ware unter Wert zu verschleudern. Der Online-Handel profitierte von der Krise, wird das den stationären Handel nachhaltig schwächen? In den ersten Wochen der Krise war der Online-Handel ohne Konkurrenz. Dabei wird aber auch den Kunden aufgefallen sein, dass sie beim Online-Händler keine persönliche Beratung zu erwarten haben. Beratungsintensive, in der Regel auch margenträchtigere Produkte werden auch weiterhin vor allem im beratenden Fach- handel abgesetzt. Das bedeutet nicht, dass wir alle diese Krise am Ende des Jahres nicht mehr in unseren Zahlen sehen wer- den, natürlich wird es spürbare Einbußen geben. Andererseits trifft die Krise ande- re Branchen deutlich härter: Tourismus, Gastronomie, Hotellerie. Das Geld, das dort nicht ausgegeben wird, steht an an- derer Stelle zur Verfügung. Wie eingangs erwähnt, ersetzt das Wohnzimmer aktuell Kino, Fußballstadion und Konzerthal- le – und der beratende Fachhandel kann immer noch am besten erklären, wie sich das Erlebnis zuHause ambesten herstellen lässt. Der stationäre Handel muss Zugangs- beschränkungen und Hygienevorschrif- ten einhalten, treibt das die Kunden zum Online-Handel? In vielen Fällen bestimmt. Das wird aber in erster Linie Produkte betreffen, die üblicherweise über Cash&Carry abgesetzt werden. Die Stärkendes Beraters imgut sor- tiertenFachhandel wirdderOnline-Handel nicht befriedigend ersetzen können. Welche Service-Leistungen sollte Pa- nasonic und seine Händler jetzt den Kunden anbieten, um Kaufinteresse zu erzeugen? Im Grunde genommen sind es die glei- chen Leistungen wie vor Corona: eine individuelle Beratung. Wir spüren gerade bei LUMIX Kameras eine große Nach- frage nachModellen, die für Livestreams, Webinare und Vlogging eingesetzt wer- den können. Die Gründe, aus denen jemand auf das Produkt kommt, verän- dern sich gerade. Das bedeutet im Um- kehrschluss, dass die Kunden Antworten bei Experten suchen. Und die stehen im beratenden Fachhandel bereit. Und nicht nur bei den Kameras, insbesonde- re auch bei den TVs ergibt sich aus der aktuellen Situation auch eine Chance. Wir stellen zum Beispiel eine erhöhte Nachfrage nach kleinen Bildschirmdia- gonalen fest – vermutlich die klassischen Zweitgeräte für Schlaf- und Kinderzim- mer. Hier bietet sich dieGelegenheit, mit einer individuellen Beratung die Vorzüge von TV>IP vorzustellen. Damit ist dem Kunden bei der technischen Umsetzung des zweitenAnschlusses schnell geholfen, und er kann die weiteren Vorzüge – bei- spielsweise der aktuellenExklusivmodelle – für sich nutzen. Davon haben Kunde und Händler etwas. Im Grunde genom- men sind alle Mehrwerte, die wir in den letzten Jahren für unsere Produkte iden- tifiziert haben, heute noch wertvoller als zuvor. Der Gaming-Modus beispielsweise hat heute viel mehr potenzielle Nutzer als noch vor ein paar Monaten, weil die Menschen aktuell viel mehr Zeit mit dem Fernseher verbringen als vor der Krise. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Panasonic-Produktbereiche TV, Audio, Home Appliances und Beauty + Well- ness aus? Wir sehen schon, dass sich die Nachfrage imZuge der aktuellenSituationverändert hat. Wir haben eine höhere Nachfrage nach Personal Care Produkten wie Haar- schneidern und Küchenkleingeräten, so ist zum Beispiel der Brotbackautomat äußerst gefragt. Aber auch Camcorder erleben gerade eine Renaissance. Bei un- seren TV- undAudio-Produkten wird die Nachfrage mit dem Öffnen der Laden- geschäfte auch wieder weiter anziehen. Das gilt insbesondere auch für Zuspieler wie die Blu Ray Recorder, die den TV auf einen Schlag „smart“ machen, aber auch für Kopfhörer, die per Noise Cancelling im Home Office für Ruhe sorgen, oder für DAB+ Radios. Deutlich wird: Auch in diesee Krise eröffnen sich attraktive Chancen für gute Geschäfte. Kai Hillebrandt: „Wir setzen weiterhin auf den engen Austausch mit dem Handel, um eine mehr- wertorientierte Beratung zu gewährleisten. Wir werden dem beraten- den Fachhandel nicht unnötig dadurch scha- den, die Ware unter Wert zu verschleudern.“
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