CE&TRADE DigitalMarkt Mai 2024
CEplus-Infos im interaktiven CE-ePaper auf www.ce-trade.de 5 ZIELSCHEIBE 5/2024 Recht auf Reparatur, eine Chance für Fachbetriebe oder ein Papiertiger? E s war ein quälender Prozess für die Technokraten in Brüssel. Jetzt haben sie sich durchgerun- gen. Europaweit haben die Verbraucher jetzt das Recht, ältere, defekte Geräte reparieren zu lassen. Damit will Brüssel einen großen Schritt zum Klimaschutz wagen. Mit perfekt gespitzten Stiften haben sie nämlich errechnet, in einem Zeitraum von 15 Jahren 18,8 Millionen Tonnen Treibhausemissionen sowie 1,8 Millionen Tonnen Ressourcen einzusparen. Zudem sollen bis zu drei Millionen Tonnen Elektroschrott weniger anfallen, jährlich wohlbemerkt. Ein sehr ambitionier- tes Ziel, denn in den 27 EU-Staaten fielen 2020 schon 4,7 Millionen Tonnen ausgedienter Elektro- und Elektronikgeräte an. Davon in Deutschland eine Million Tonnen, je Einwohner 12,3 Kilogramm. Dabei horten die Deutschen laut Digitalverband Bitkom aktuell rund 210 Millionen Handys oder Smartphones, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets ungenutzt bei sich zu Hause. Ver- mutlich schlummern auch in den anderen EU-Staaten vergleichbare Mengen – bezogen auf die Einwohnerzahlen – in den vergessenen Schubladen. D iese Ausgangslage rechtfertigt das neue EU-Gesetz aber auf jeden Fall! Es gibt den Bürgern Rechtssicherheit bei ihrem Reparaturanspruch, und, was noch viel wichtiger ist, es zwingt die Hersteller, Reparaturunterlagen, Diagnose- und Betriebssoftware und vor allem auch Ersatzteile zur Verfügung zu stellen. Denn bisher beschränkten sich die Hersteller, wenn überhaupt, auf Repa- ratur nur bei sich selbst oder einer Vertragswerkstatt. Unabhängige Reparaturbetriebe dagegen bekamen immer wieder Probleme, wenn sie detaillierte Unterlagen oder auch Ersatzteile brauch- ten. D ie EU-Beamten erwarten zudem, dass die neuen Pflichten für die Hersteller auch dafür sorgen werden, dass Reparaturen insgesamt günstiger werden. Sie hoffen dabei auf einen Wettbe- werb zwischen den Werkstätten. Ein Passus aus der Begründung für das neue Reparatur-Gesetz entspricht wohl völliger Unkenntnis der Marktgegebenheiten und ganz besonders der Ersatzteil- wirtschaft. Der Schlüssel zur Langlebigkeit von Produkten liegt eben nicht nur in ihrer Konstrukti- on, sondern ganz besonders in der Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Und die müssen einschließlich Reparaturanleitungen nach der EU-Ökodesign-Richtlinie zwischen sieben und zehn Jahren nach dem letzten Inverkehrbringen des Produktes in die EU verfügbar sein. Das kostet die Industrie Geld, sehr viel Geld, das quasi als „Totes Kapital“ in den Lagerhäusern liegt. Wie kommen die Brüsseler Schreibtischträumer da auf sinkende Ersatzteilpreise? Träumt weiter. V öllig unabhängig von den EU-Bemühungen hat sich für gebrauchte Geräte ein völlig neuer Markt entwickelt, im Trend liegen Refurbished-Geräte, repariert und weitgehend in den Origi- nalzustand zurückversetzt. Laut einer aktuellen Studie der GfK entfielen im letzten Jahr knapp 10 Prozent der Mobiltelefonkäufe auf ein professionell instandgesetztes Gerät. Obwohl Refurbished- Geräte noch eine eher junge Erscheinung sind, nutzt also aktuell fast einer von zehn Mobiltele- fonkäufern diese Option. Die Bedeutung dieses Wertes wird deutlich, wenn man ihn auf absolute Stückzahlen hochrechnet. So schätzen die GfK-Experten, dass in den vergangenen zwölf Monaten rund zwei Millionen Refurbished-Mobiltelefone in Deutschland verkauft wurden. Ähnlich sind die An- teile bei Smartwatches/Fitnesstrackern, Laptops und Unterhaltungselektronik allgemein. D och ist die Reparatur immer die ökologischste Lösung? Dominik Bath von der NRZ hat da so seine Bedenken. Er weist in seinem Artikel auf die Fortschritte bei der Energieeffizienz neuer Geräte hin, und wenn es darum geht, ist es durchaus sinnvoller, das sparsamere Neugerät zu kaufen. Zudem meint er, beim Fortschritt der Innovationen dürften viele Verbraucher kein Interes- se an ihrem Altgerät mehr haben, hier sei die Reparierbarkeit keine Frage für eine längere Nutz- barkeit. Ü ber die verpflichtenden Regelungen hinaus schlägt die EU eine Reihe von weiteren Maßnah- men vor, von denen die Mitgliedstaaten jeweils mindestens eine umsetzen müssen. Gemeint ist die finanzielle Förderung von Reparaturen. In Österreich fördert der Staat Reparatu- ren: Wer dort kaputte Elektro- und Elektronikgeräte reparieren lässt, bekommt die Hälfte der Re- paraturkosten vom Staat zurück, maximal 200 Euro pro Reparatur. Eine ähnliche Maßnahme gab es bei uns für einen kurzen Zeitraum in Leipzig. Auch wenn ich ein Recht darauf habe, meinen 25 Jahre alten Kühlschrank werde ich wohl nicht mehr repariereren lassen. Peter Lanzendorf Verlag P.O.S. Media GmbH Postfach 110932, 40509 Düsseldorf Telefon + 49 211 8284 700 ce.info@ce-trade.de www.ce-trade.de www.hometec.de Chefredaktion Peter Lanzendorf Consumer Electronics, Home Appliances peter.lanzendorf@ce-trade.de Volker Wachs Foto + Digital Imaging, Energie+Licht volker.wachs@ce-trade.de Redaktion Österreich Dr. Ludwig Flich Bäckerstraße 14, A-1010 Wien Tel./Fax +43 1 94 606 42 ludwig.flich@chello.at Redaktion Schweiz Martin Sigrist Seefeldstrasse 219, CH-8008 Zürich Telefon + 41 1 383 06 33 Fax +41 1 383 89 79 martin.sigrist@ce-trade.ch Marketing Karsten Eggert mobil: +49 170 456 737 7 eggert.etc@gmail.com Autoren in dieser Ausgabe Hans Zippert, Orion Dahlmann Druckaufbereitung Grit Röscher, Grenzach www.werbewerkstatt-röscher.de Für das Schreiben und die bessere Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen sowie einzelnen Haupt- wörtern oft die männliche Variante verwendet. Die Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung im- mer für alle Geschlechter; die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung. Gültig ist die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2024 Erscheinungsweise 9 Ausgaben p. a. Abonnement Jahresabonnement 27,- Euro Druck druckriegel GmbH, Frankfurt Haftung Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos oder Datenträger wird keine Haftung übernommen. Für den Fall, dass Beiträge oder Informationen unzutreffend sind, haftet der Verlag nur beim Nachweis grober Fahrlässigkeit. Urheberrecht Die veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung sowie Spei- cherung (auch auszugsweise) sind ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht gestattet. Verbreitete Auflage 11.430 4. Quartal 2023 Verkaufte Auflage 7.930 4. Quartal 2023 Erfüllungsort und Gerichtsstand: Düsseldorf
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